Prämonstratenser Petrus Adrian pflegte das Erbe seines Vorgängers

Abt Hyazinth als Vorbild

STEINGADEN/BALZHAUSEN – Die Prämonstratenser von Windberg-Roggenburg haben einen neuen Abt gewählt: Pater Petrus Adrian Lerchenmüller. Er war zuvor Pfarrer in Steingaden (Kreis Weilheim-Schongau). Dort hat er die Renovierung des Welfenmünsters begleitet und den Klostergarten anlegen lassen. Beides verbindet ihn mit Abt Hyazinth Gaßner aus Balzhausen (Kreis Günzburg).

Als in den vergangenen Jahren das Welfenmünster in Steingaden umfangreich restauriert wurde, erinnerte man sich an den Abt, dem die Barockisierung des romanischen Baus zu verdanken ist. Es war der aus Balzhausen stammende Abt Hya-
zinth Gaßner, der 1692 als Sohn des Oberen Wirts zur Welt kam und bei der Taufe den Namen Johann Ulrich erhielt. 

Beim Eintritt ins Kloster der Prämonstratenser von Steingaden 1707 erhielt er den Ordensnamen Hyazinth. Der Abt schickte ihn zum Studium nach Dillingen/Donau und später nach Ingolstadt. 1717 zum Priester geweiht, wurde er bereits sechs Jahre später Prior und 1729 mit 36 Jahren Abt des Stiftes, dessen 600-Jahr-Feier man zu planen begann.

Von Anfang an erwies sich Abt Hyazinth als Bauherr. Die Kirche auf dem Kreuzberg von Steingaden ließ er erweitern und mit Freskomalereien ausstatten. Zum Ulrichstag führte er einen Pferdetritt mit Pferdesegnung ein, wie man es in Balzhausen zum Fest des heiligen Leonhard hielt. 

1732 führte der Abt zudem eine Karfreitagsprozession ein. Pater Magnus Straub und Bruder Lukas Schwaiger schufen dafür einen Heiland an der Geißelsäule, der allerdings nur ein Mal in der Prozession mitgeführt wurde, weil er gar zu jämmerlich anzusehen war. Im gleichen Jahr brach eine Viehseuche aus, die den Abt veranlasste, Zuflucht beim heiligen Leonhard zu suchen. Sein Gebet wurde erhört, das Kloster von der Seuche verschont. Der Abt stiftete zum Dank eine große Votivtafel für die Leonhardskapelle in Balzhausen.

In dieser Zeit ließ er in Steingaden einen Klostergarten mit Heilpflanzen anlegen. Nach Aufhebung des Klosters 1803 geriet der Garten in Vergessenheit. Prämonstratenserpater Petrus Adrian Lerchenmüller fand jedoch Aufzeichnungen aus der Hand von Abt Hyazinth, in denen er genau beschrieb, was angepflanzt werden sollte und wofür die einzelnen Kräuter nützlich sind. Anhand dieser Notizen ließ Pater Peter Adrian den Klostergarten wieder  anlegen.

In die Planungen zur Barockisierung des Welfenmünsters anlässlich der 600-Jahr-Feier platzte das Ereignis von 1738, als die Wiesbäuerin Maria Lory feststellte, dass der unansehnliche Heiland an der Geißelsäule Tränen vergoss. Sie wischte die Tränen ab und brachte das Tränentüchlein dem Abt. Er bat sie, zunächst Stillschweigen zu bewahren, um das Ganze zu prüfen. 

Doch die Nachricht vom weinenden Gegeißelten Heiland in der Wies verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Alle wollten ihn sehen. Die Wiesbäuerin hatte keine ruhige Minute mehr. Der Abt baute eine kleine Kapelle, aber der Zustrom der Pilger nahm solche Ausmaße an, dass es notwendig wurde, eine Wallfahrtskirche zu errichten. 

Die Planung für die Wieskirche nahm ihren Anfang. Als Maler wurde der Augsburger Akademiedirektor Johann Georg Bergmüller beauftragt. Den Stuck sollte die Familie Schmuzer ausführen. 1740 nahm man Kontakt zum Baumeister Dominikus Zimmermann auf. Der Abt hatte noch kein Gesuch um die Baugenehmigung eingereicht, als bereits die Grundmauern standen. 

Anfragen des bayerischen Kurfürsten und des Fürstbischofs von Augsburg trafen in Steingaden ein. Doch Abt Hyazinth konnte sie nicht mehr beantworten, denn am 28. März 1745 starb er, keine 53 Jahre alt. Er erlebte weder die Vollendung der Barockisierung der Abteikirche noch die Vollendung der Wieskirche.

Ludwig Gschwind

08.11.2023 - Bistum Augsburg